Blended Learning
Vorteile, Einsatzbereiche & benötigte Software
Der Trend zum Blended Learning besteht seit vielen Jahren und nimmt an Relevanz zu. In diesem Artikel erklären wir, welche Vorteile mit dieser Lernmethode einhergehen, welche unterschiedlichen Anwendungsbereiche es gibt, wie unterschiedliche Modelle aussehen können und was Sie für die erfolgreiche Umsetzung brauchen. So können Sie im Anschluss für sich ableiten, wie Sie eine Blended Learning Strategie auch erfolgreich für sich umsetzen können.
Was ist Blended Learning?
Blended Learning [engl. to blend: mischen] meint die Vermischung verschiedener Lernformen. Ziel ist, die Vorzüge analoger Präsenzveranstaltungen wie Seminare oder Workshops mit der Flexibilität des digitalen Lernens zu vereinen. Dabei können Inhalte der analogen Veranstaltung digital gefestigt oder Lerninhalte so aufgeteilt werden, dass in den Präsenzveranstaltungen mehr Zeit für praktische Inhalte entsteht, die der persönlichen Betreuung durch Lehrkräfte oder die Anwesenheit in bestimmten Räumlichkeiten bedürfen. Auf diese Weise wird das Lernen für alle Beteiligten nicht nur effizienter, sondern bietet gleichsam auch mehr zeitliche und räumliche Flexibilität.
Verband der europäischen Blended-Learning-Akteure e.V.
Bei Blended Learning werden die sehr unterschiedlichen Lernformen so verzahnt und zu einer Einheit zusammengeführt, dass es gelingt, die Vorteile der jeweiligen Lernform einzubringen und die Nachteile der jeweils anderen Lernform zu kompensieren.
In dieser Definition deutet sich bereits an, wie sich E‑Learning und Blended Learning unterscheiden. Während E‑Learning ausschließlich das Lehren und Lernen durch elektronische Medien jeder Art bezeichnet, verzahnt Blended Learning das E‑Learning mit Präsenzlernen. Beide Formen des Lernens haben Vorteile, aber auch Nachteile. Die Symbiose von beiden Lernformen ermöglicht es, die Nachteile der jeweils anderen zu kompensieren, während die Vorteile optimal ausgeschöpft werden können.
Vorteile von E‑Learning
- individuelles Lerntempo
- individuelle Lernformate
- flexible Zeiteinteilung
- ortsunabhängig
- multimedial
- ressourcenschonend
- effizient & effektiv
Nachteile von E‑Learning
- fehlende persönliche Betreuung
- Unverbindlichkeit
- technische Ausstattung nötig
Vorteile von Präsenzlernen
- persönliche Betreuung
- Verbindlichkeit
- Möglichkeit zur Vertiefung komplexerer Inhalte
- Möglichkeit zum Lernen in speziellen Räumen wie bspw. Laboren
Nachteile von Präsenzlernen
- beschränkter Medieneinsatz
- Zeitbindung
- Ortsbindung
- Schwierigkeit bei der Aufzeichnung des Wissens
Die Vorteile von Blended Learning
Durch die Zusammenführung verschiedener Lernmethoden ergeben sich entscheidende Vorteile im Vergleich zum alleinigen Lernen bei Präsenzveranstaltungen oder zu reinem E‑Learning. Folgend finden Sie eine Übersicht über die bedeutendsten Vorteile des Blended Learnings:
Für alle Lerntypen
Nicht alle Menschen lernen gleich. Die einen behalten mehr Wissen durch Zuhören, die nächsten durch anschauliche Infografiken, Bilder oder Videos, andere wiederum müssen Dinge selbst erfahren, um sich daran zu erinnern. Durch die Verzahnung von Präsenzveranstaltung und E‑Learning kann sich jede*r auf die individuell erfolgreichste Lernmethode fokussieren. Fällt es einer Person also beispielsweise schwer, lange am Stück zuzuhören, kann sie das Gehörte später beim E‑Learning in kleinen Häppchen wiederholen. Wer eher praktisch veranlagt ist, kann sich kurz vor dem Praxisseminar zu Hause am Tablet mit der Theorie auseinandersetzen und diese dann direkt festigen.
Motivation durch Fremd- und Selbststeuerung
Der Selbststeuerung im E‑Learning steht gleichzeitig die Fremdsteuerung des Präsenzlernens gegenüber. Auf diese Weise werden auch diejenigen Lernenden motiviert, denen das ausschließlich selbstbestimmte Lernen schwerer fällt. Wissensstände können abgeglichen und angeglichen werden, während die Lehrenden durch neue Inhalte führen, deren Erschließung im selbstbestimmten Lernprozess zur Herausforderung werden würden.
Selbstbestimmung
Blended Learning bietet neben den Präsenzveranstaltungen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann und wo man sich mit dem neuen Wissen auseinandersetzt. Nicht allen liegt das Lernen am frühen Morgen oder am aufgeräumten Schreibtisch. Statt die Lernenden in einen festgelegten Zeitplan zu zwängen, der weder den individuellen Bedürfnissen noch dem Alltag entspricht, sorgt Blended Learning für größtmöglichen Lernerfolg durch Selbstbestimmung.
Level Up
Unterschiedlichen Lerntypen müssen unterschiedliche Lernformate angeboten werden. Auditive Lerntypen haben kein Problem mit einer Stunde Frontalunterricht. Der visuelle Lerntyp muss jedoch lesen, anschauen und beobachten. Der haptische Lerntyp lernt am besten durch Anfassen und eigenes Ausprobieren. Er muss etwas in den Händen halten. Der kommunikative Lerntyp lebt vom Austausch mit den anderen. Werden Präsenzveranstaltungen nun mit E‑Learning Einheiten unterschiedlichster Methoden ergänzt, bietet diese Mischung allen Lerntypen die Chance, sich Wissen anzueignen.
Anwendungsbereiche für Blended Learning
Generell kann Blended Learning überall dort eingesetzt werden, wo gelernt wird. Die bedeutendsten Anwendungsbereiche sind jedoch nach wie vor die, in denen bisher Präsenzveranstaltung üblich waren und diese nun durch E‑Learning ergänzt werden.
Unternehmensinterne Weiterbildungen
Blended Learning eignet sich außerdem hervorragend für das Lernen im Berufsalltag. Erwachsene Menschen sind in höherem Maß als Kinder und Jugendliche an einen vollen Familien- und/oder Berufsalltag gebunden. Blended Learning kann hier die ideale Lösung sein, um Werktätigen den nötigen Freiraum zum Lernen zu verschaffen. Nicht selten dürfte Blended Learning somit den Weg für Weiterbildungen ebnen, die mit ausschließlich klassischen Präsenzveranstaltungen nicht mit dem Leben der Lernenden zu vereinbaren wären.
Ausbildung
Eine duale Ausbildung zu absolvieren bedeutet in der Regel das Lernen im Betrieb, in einer Schule und Zuhause und ist demnach nicht selten mit einem hohen logistischen Aufwand für die Auszubildenden verbunden. Entsprechend hoch ist das Potenzial für Blended Learning.
Schulen, Universitäten, Bildungseinrichtungen
Während in Deutschland nach wie vor das Präsenzlernen dominiert, gehört in den USA der Google Classroom längst zum Schulalltag. Dabei gibt es für Blended Learning quasi kein geeigneteres Einsatzgebiet als den Unterricht und die Vorlesungen an Schulen und Universitäten. Wissen kann dabei unter Berücksichtigung zeitgemäßer Medien gefestigt und der Austausch zwischen Schüler*innen bzw. Kommiliton*innen erleichtert werden.
Gängige Blended Learning Modelle
Der Begriff Blended Learning beschreibt lediglich, dass Präsenz- und E‑Learning miteinander kombiniert werden. Die Anwendungsszenarien sind jedoch individuell: Mal liegt der Schwerpunkt auf Präsenzveranstaltungen, mal auf E‑Learning. Wie man diese schließlich miteinander verzahnt ist abhängig vom Inhalt und dem didaktischen Konzept und kann für jeden Kurs neu entschieden werden. Ein Patentrezept gibt es nicht. Dennoch haben sich in der Praxis 3 Modelle als erfolgreich erwiesen. Seien Sie aber mutig und passen Sie diese gern an Ihren eigenen Kurs an:
Warum Blended- und Micro Learning so gut zusammenpassen
Micro Learning ist eine Form des E‑Learnings. Dabei geht es darum, das gesamte Wissen in viele, möglichst kleine Lerneinheiten aufzuteilen. Wir nennen das auch gern "snackable Content", weil der Lehrstoff wie kleine, leicht verdauliche Häppchen daherkommt – beispielsweise in Form kurzer Videos, Quizzes oder klassischen Lerneinheiten, die nicht länger als 10 Minuten Zeit beanspruchen. So vermeiden Sie Überforderung bei den Lernenden, unterstützen gleichzeitig den langfristigen Lerneffekt und helfen ihnen, das Lernen bestmöglich in den Alltag zu integrieren.Diese Methode lässt sich hervorragend mit Blended Learning kombinieren, da die Hemmschwelle niedriger ist mit dem Lernen anzufangen – vor allem dann, wenn dem selbstständigen Lernen vielleicht schon eine anstrengende Präsenzveranstaltung zuvor ging.
Die 5 Bestandteile des Blended Learning
Blended Learning praktisch umsetzen
Teilnehmer
Kursleiter/Lehrpersonal
Veranstaltungen
Online-Kurse
Online-Lernplattform
Die richtige Software
Um Blended Learning optimal zu organisieren, braucht es ein Learning Management System (LMS). Diese Lernplattform dient dazu, alle wichtigen Dinge miteinander zu verbinden und die Weiterbildung zu zentralisieren. Hier vernetzen sich die Teilnehmenden, die Lehrenden, die Kurse werden bereitgestellt und segmentiert ausgerollt und Lernerfolge gemessen. Darüber hinaus kann sämtliches Lernmaterial zur Verfügung gestellt werden, Lernende können miteinander in den Austausch gehen und Termine verbindlich vereinbart werden.
Wollen Sie Ihre Onlinekurse selbst erstellen, benötigen Sie darüber hinaus ein Learning Content Management System, eine Autorensoftware. Damit lassen sich E‑Trainings selbst erstellen, die dann über Ihre Lernplattform ausgerollt werden. Darüber hinaus haben Sie natürlich immer die Möglichkeit, fertige Onlinekurse einzukaufen oder diese durch eine Agentur individuell erstellen zu lassen.
Spannende Medien und moderne E‑Trainings
Natürlich ist die Software noch nicht alles. Die E‑Learning Kurse verlangen auch beim Blended Learning nach dem Einsatz hochwertiger Medien. Lassen Sie sich auf gar keinen Fall dazu hinreißen, an der Qualität der E‑Learnings zu sparen - andernfalls würde das Konzept des Blended Learnings nicht aufgehen und die Vorteile des E‑Learnings verspielt.
Besonders beliebt und erfolgreich sind beispielsweise Erklärvideos. Nicht umsonst drehen sich auch sämtliche Social Media Trends um das Bewegtbild: YouTube, TikTok, Instagram Stories. Videoinhalte sind leichter zu konsumieren als Text. Auf diese Weise sprechen Sie außerdem gleichsam auditive und visuelle Lerntypen an. Diese Eigenschaften machen Videos neben VR und Gamification zum einprägsamsten Medium, das das E‑Learning aktuell kennt. Auch multimediale Interaktionen werten Ihre E-Trainings auf, unterstützen die Lernmotivation und Freude.
Klare Anweisung für Lernende
Wenn wir uns an die Gegenüberstellung von Präsenz- und E‑Learning erinnern, stellen wir fest, dass der bedeutendste Unterschied in der Betreuung der Lernenden liegt. Folglich braucht es beim E‑Learning Elemente, die die fehlende Betreuung bestmöglich kompensieren. Das einfachste Mittel – neben der Vernetzung im LMS – sind klare Handlungsaufforderungen. Achten Sie darauf, dass die Lernenden immer klar wissen, was von ihnen verlangt wird und führen Sie sie mit klaren Aufgabenstellungen durch die Kurse und das gesamte Weiterbildungsangebot. Die Aufforderungen sollten unmittelbar umsetzbar und so präzise formuliert sein, dass sie nicht mehr als 1-2 Sätze beanspruchen.
Fazit.
Blended Learning lässt sich auf alle Lernvorhaben anwenden, wo gewisse Präsenzveranstaltungen und die persönliche Betreuung unumgänglich sind. In solchen Fällen bietet Blended Learning die Möglichkeit, die Nachteile des Präsenzlernens durch die Kombination mit E‑Learning zu kompensieren. Durch diese Verschmelzung wird das Wissen nachhaltig gefestigt, während den Lernenden die Vorteile der Zeit- und Ortsunabhängigkeit des E‑Learnings zugute kommen. Auf diese Weise lernen die Teilnehmenden nicht nur effektiver, sondern können Lernvorhaben auch besser in den Alltag integrieren. Alles, was es neben dem didaktischen Konzept für die Umsetzung braucht, ist ein Learning Management System (Lernplattform), in dem Sie das (gemeinsame) E‑Learning organisieren.
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