LCMS, LMS, LXP, LRS
Die wichtigsten E‑Learning Begriffe und Abkürzungen leicht erklärt
LCMS, LMS, LXP, LRS – gerade, wenn das Thema E‑Learning noch neu ist, können die Abkürzungen rund um die E‑Learning Tools und Softwares ganz schön verwirren. In diesem Beitrag bringen wir deshalb Licht ins Dunkel und erklären Ihnen, welche Softwarelösungen sich hinter diesen Abkürzungen verbergen, welche Funktionen die jeweiligen Tools mit sich bringen und wie sie zusammen optimal eingesetzt werden können.
LCMS: Learning Content Management System
E-Trainings einfach erstellen, verwalten und internationalisieren
Learning Content Management Systeme, kurz LCMS oder auch Autorentool genannt, dienen der Erstellung und Verwaltung von E-Trainings. Vielleicht kennen Sie Content Management Systeme (CMS) bereits aus anderen Bereichen: Beispielsweise werden bei der Website-Erstellung gern Typo3 oder WordPress verwendet. Dabei erstellen Administrator*innen und/oder Redakteur*innen Inhalte für Webseiten, ohne dabei über Programmierkenntnisse verfügen zu müssen.
Ganz ähnlich funktionieren auch professionelle Learning Content Management Systeme: Inhalte und Design sind voneinander getrennt, sodass es keinerlei HTML-Kenntnisse braucht, um in einem WYSIWYG*-Editor eigene Wissensbausteine oder ganze Onlinekurse zu erstellen. Ein vorher definiertes Template definiert das Aussehen von Überschriften, Zitaten, Texten, Auszählungen, Farbwelten etc. Auf diese Weise lassen sich Templates auch im Corporate Design Ihres Unternehmens erstellen. Dank dieser können sich Autor*innen auf die Inhalte konzentrieren und müssen sich nicht zusätzlich um die Einhaltung der grundlegenden Gestaltungsrichtlinien bemühen. Ein unschlagbares Argument: Ändert sich das Corporate Design Ihres Unternehmens, müssen Sie nur ein Mal das Template anpassen und Ihre Onlinekurse erhalten ganz einfach ein Update in Ihrem Design und Sie müssen nicht jeden einzelnen Kurs manuell anpassen.
Autorentools unterscheiden sich hauptsächlich im Aufbau der Arbeitsoberflächen, dem Umfang an Features und Funktionen, der DSGVO-Konformität, der Möglichkeit des kollaborativen Arbeitens, der Internationalisierung, in der Bereitstellung von Vorlagen und der Responsivität. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist darüber hinaus der Einsatz einer Datenbank, die es Ihnen ermöglicht, einzelne Inhalte wie Wissensbausteine, Fragen oder Fragensets beliebig in anderen Kursen wiederzuverwenden.
Im Blogbeitrag “Checkliste für die Wahl des richtigen LCMS” finden Sie eine Liste an Entscheidungskriterien, die Ihnen dabei helfen, das für Ihr Unternehmen passende Autorentool zu wählen.
*WYSIWYG = What you see is what you get; eine Benutzeroberfläche, die nicht den HTML-Code, sondern die fertige Front-End Ansicht zeigt, wie sie letztlich auch die Anwender*innen sehen
LMS: Learning Management System
Weiterbildungen zentral verwalten und bedarfsgerecht an Lernende verteilen
Da Sie mit einem LCMS die Onlinekurse lediglich erstellen und verwalten, braucht es eine weitere Software, um die Onlinekurse schließlich auch an Ihre Mitarbeitenden zu verteilen. Diese Aufgaben übernehmen Learning Management Systeme (auch Lernplattformen genannt). Darüber hinaus verwendet man Learning Management Systeme je nach Funktionsumfang auch, um
- weiterführende Inhalte bereitzustellen,
- Lernerfolge auszuwerten,
- in den aktiven Austausch mit den Lernenden zu gehen und
- eine Kommunikation mit und unter den Lernenden zu ermöglichen.
Während das LCMS die Bedürfnisse von Adminstrator*innen, Autor*innen, Didaktiker*innenin den Fokus stellt, stehen beim LMS die Bedürfnisse der Lernenden im Vordergrund. Demnach bieten professionelle LMS den Lernenden eine übersichtliche Plattform, in der sie Zugriff auf all ihre Kurse, Fristen, Lernfortschritte und Zertifikate haben. Notifications und optionale Push-Nachrichten unterstützen die Lernenden mit Informationen zu neuen Kursen oder ablaufenden Fristen.
Darüber hinaus bieten LMS je nach Anbieter weitere spezielle Funktionen, um das Lernen positiv zu beeinflussen und Managementprozesse zu vereinfachen. Dazu zählen bspw. Funktionen, die das Social Learning unterstützen, integrierte Tools für Videokonferenzen, Analyse-Tools zur Evaluation von Lernerfolgen oder Funktionen für die Individualisierung der Lernprozesse (Stichwort "Adaptive Learning"). Dabei gilt: Je mehr Teilnehmende, desto wichtiger und gleichzeitig lukrativer wird die Nutzung des LMS. Nur mit einer Lernplattform lassen sich E‑Learnings zentral und ressourcenschonend organisieren.
LXP: Learning Experience Platform
A New Learning Era
Bei Learning Experience Platforms, kurz LXP, handelt es sich ebenfall um Lernplattformen, die jedoch noch mehr als Learning Management Systeme die Lernerfahrung der Lernenden in den Vordergrund stellen. Während sich beim LMS die Inhalte (fast) ausschließlich aus dem LCMS speisen und durch Learning Professionals und Führungskräfte mit weiteren Inhalten gefüllt wird (Push-Prinzip), schaffen LXP noch personalisiertere Lernerlebnisse und unterstützen die Lernenden beim Entdecken von neuen Lerninhalten, die sich aus mehreren Quellen speisen. So können LXP beispielsweise auch Inhalte von YouTube, LinkedIn Learning oder anderen externen Plattformen beziehen. Ähnlich wie bei Netflix, Spotify & Co. erhalten Lernende auf Basis ihrer Interessen, Kompetenzprofile und/oder Lernhistorie neue Empfehlungen (Pull-Prinzip).
Darüber hinaus bieten LXP mitunter auch Funktionen, die die Lernenden bei der Erstellung eigener Lerninhalte unterstützen. Mit diesem innovativen Ansatz befinden sich die LXP aktuell noch am Anfang ihrer Entwicklung und erfordern im Gegensatz zu LMS ein hohes Maß an Eigeninitiative und Motivation unter den Mitarbeitenden. Damit eignen sich LXP vor allem für Unternehmen/Mitarbeitende mit einer gewissen Erfahrung im Bereich des selbstgesteuerten E‑Learnings.
Mehr Informationen zu LXP und wie sich Funktionen für personalisiertes und individuelles Lernen in Ihre bestehenden E‑Learning Prozesse integrieren lässt? Die Expert*innen der chemmedia AG beraten Sie gern.
LRS: Learning Record Store
Lernerdaten speichern und auswerten 2.0
Haben Sie Ihre digitalen E-Trainings mit dem LCMS erstellt und dem LMS bzw. einer LXP an Ihre Mitarbeitenden verteilt, gilt es anschließend, den Erfolg Ihrer Weiterbildungsmaßnahmen auszuwerten.
Lernerdaten wurden jahrelang vor allem über den SCORM-Standard erfasst - ein Standard, der auch heute noch das gängige Dateiformat für Onlinekurse bildet. Mittels des SCORM-Standards lassen sich grundlegende Lernerdaten speichern wie bspw. ein Bearbeitungsstand in Prozent oder ob ein Kurs bestanden wurde. Der SCORM-Standard ist jedoch mittlerweile mehr als 20 Jahre alt und stammt damit aus einer Zeit, in der es noch nicht mal Wikipedia oder Smartphones, geschweige denn Lernmethoden wie interaktive Verhaltenstrainer, Mobile Learning, Augmented Reality, eBooks oder digitale Lernvideos gab. Kaum verwunderlich also, dass SCORM hier an seine technischen Grenzen kommt.
Um diese Grenzen zu überwinden und sämtliche Lernerlebnisse - offline wie online - in Relation setzen und auswerten zu können, wurde die sogenannte Experience API (xAPI) konzipiert. Der Learning Record Store (kurz LRS), eine Art Datenbank, bildet dabei den Kern des “xAPI-Ökosystems”, in dem sämtliche Lernerdaten aus allen Quellen zusammengetragen werden.
Die meisten LRS bieten bereits standardmäßig eine ganze Bandbreite an Auswertungsfunktionen innerhalb eines übersichtlichen Dashboards. Aufwendigere Auswertungen können zusätzlich manuell konfiguriert werden. Auf diese Weise ermöglicht Ihnen der LRS nicht nur die Auswertung rudimentärer Lernerdaten, sondern auch
- einen detaillierten Überblick über die Lernerfolge Ihrer Mitarbeitenden,
- einen detaillierten Überblick über die strategische Kompetenzentwicklung,
- die Ermittlung, inwieweit einzelne Weiterbildungsmaßnahmen Ihren Umsatz steigern, Fehlerquoten senken oder Arbeitszeit sparen und
- Erkenntnisse, welche E-Trainings an welchen Stellen Optimierungsbedarf haben.
Damit ist der Learning Record Store essentiell für den langfristigen Erfolg Ihrer E‑Learning Prozesse.
Fazit.
Jedes E‑Learning Projekt, an dem mehr als eine Zielgruppe beteiligt ist – und das ist ist im Grunde immer so (Stichwort: Adaptive Learning) – und welches tiefgehend auf seine Erfolge ausgewertet werden soll, braucht heute wenigstens drei Tools: Das LCMS, um E-Trainings erstellen und zu managen, das LMS, um die Kurse zu verteilen und den LRS, um anschließend die Erfolge auszuwerten. Nur mit allen drei zusammen lässt sich E‑Learning erfolgreich umsetzen - andernfalls wird jede Implementierung nur enttäuschende Ergebnisse hervorrufen, wenn entweder eine nutzerfreundliche Plattform für die Lernenden fehlt oder die Möglichkeit, die Lernerfolge differenziert zu betrachten, nicht gegeben ist. Die LXP hingegen ist ein optionales Tool, das das vorhandene LMS um weitere Funktionen ergänzt und im Sinne des New Learning ein noch personalisierteres und freieres Lernerlebnis schafft.
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