Lernpfade
Strukturierte Wege für die individuelle Learners Journey
Was früher ein Lernevent war, ist heute vielmehr ein Lernprozess. Der Schulungstag wandelt sich zur langfristigen, größtenteils digitalen Selbstlernerfahrung – mit zahlreichen Vorteilen! Funktionieren können solche Prozesse nach wie vor nur mit strategischer und didaktischer Führung – besonders mit zunehmenden Freiheiten für die Lernenden. Nur so kann gewährleistet werden, dass Ihre Mitarbeitenden die Lernziele auch wirklich erreichen. Die gute Nachricht: Besagte didaktisch-strategischen “Gerüste” lassen sich im E‑Learning durch sogenannte “Lernpfade” ganz einfach umsetzen.
Dieser Beitrag erklärt, was Lernpfade sind, wie Sie mit Lernpfaden den Lernprozess aktiv steuern und wie Sie selbst Lernpfade für Ihre Lernprozesse erstellen können – unabhängig davon, welche Lernmethoden Sie nutzen.
Was sind Lernpfade bzw. die Learners Journey?
Sicherlich kennen Sie aus dem Marketing den Begriff „Customer Journey“. Gemeint sind die einzelnen Etappen innerhalb des Kaufentscheidungsprozesses, die Kund*innen auf dem Weg zu einem Produktkauf durchlaufen. Die Learners Journey funktioniert ganz ähnlich: Sie beschreibt die einzelnen Etappen im Lernprozess, die die Lernenden auf dem Weg zum Lernziel durchlaufen:
- Die Vorbereitung des Lernprozesses
- Die Weiterbildungsmaßnahme (oft zerlegt in kleinen Etappen)
- Der Transfer des neuen Wissens in den Berufsalltag
Ähnlich wie bei der Customer Journey können und sollen Sie jede dieser Etappen aktiv beeinflussen – schließlich möchten Sie, dass alle Lernenden ihr Lernziel erfolgreich erreichen. Die Lernpfade dienen dabei als strategisches Rückgrat und Wegweiser innerhalb des Lernprozesses, um Ihre Mitarbeitenden optimal zu führen. Lernpfade unterteilen eine Weiterbildungseinheit in einzelne Lernschritte, die die Lernenden im eigenen Tempo online selbstständig bearbeiten.
Achtung: Learners Journey ≠ Learning Journey! Learning Journeys sind physische Lernreisen, wie bspw. eine Sprachreise nach Spanien. Die Learners Journey hingegen meint die Lernreise Ihrer Mitarbeitenden durch ihren Lernprozess.
Lernpfade können dabei auf Fremd- oder Selbstbestimmung beruhen. Je nach Anwendungsszenario ist es also möglich, dass entweder Sie die Lernpfade für Ihre Mitarbeitenden festlegen oder dass die Mitarbeitenden ihre Lernpfade (teilweise) selbst gestalten. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile und können strategisch zu den jeweiligen Lerninhalten- und zielen gewählt werden.
Anwendungsbeispiele für Lernpfade
Lernpfade kommen immer dann zum Einsatz, wenn es mehrere Weiterbildungsinhalte gibt, die entweder aufeinander aufbauen und die Bearbeitung von Teilabschnitten in einer bestimmten Reihenfolge notwendig ist, oder wenn Pflicht- und optionale Inhalte kombiniert werden sollen. Typische Beispiele sind
- Onboarding-Prozesse (aufeinander aufbauendes Wissen in bestimmter Reihenfolge)
- Macro-Kurse zu einem komplexen Thema
- Blended-Learning Formate, bei denen Präsenzveranstaltung und E‑Learning kombiniert werden
- Beim Flipped Classroom Modell, um die Lernenden auf die Gruppensessions vorzubereiten
Die zwei verschiedenen Lernpfad-Arten
Wie bereits angedeutet, bedeutet der Einsatz von Lernpfaden nicht unbedingt, dass diese in jedem Fall durch Sie festgelegt werden müssen. Ein Lernpfad kann auch (teilweise) durch die Lernenden selbst bestimmt werden. Generell gilt: Je nach Anwendungsfall sollten Sie ihren Mitarbeitenden im Sinne der Motivation immer so viel Freiheiten wie möglich gewähren.
Lineare Lernpfade
Bei linearen Lernpfaden ist die Learners Journey von Vornherein festgelegt. Die E‑Learning Elemente befinden sich in einer festgelegten Reihenfolge, wobei die Lernenden immer erst einen Teilabschnitt erfolgreich abschließen müssen, bevor sie mit dem nächsten fortfahren können. Das Erreichen des Kursziels kann, aber muss nicht terminiert werden.
Vorteile:
- kontrollierter Lernprozess
- Garantie, dass die Lernenden die Grundlagen auch wirklich verstanden haben, bevor sie zu anspruchsvollen Lektionen übergehen
Nachteile:
- eventuell geringere Motivation durch Verpflichtung
- keine inhaltliche Anpassung an individuelle Interessen/Bedürfnisse
Selbstgesteuerte Lernpfade
Bei selbstgesteuerten Lernpfaden legen nicht Sie, sondern die Lernenden ihren Lernpfad fest. Die Anwendungsszenarien sind vielseitig. Zwei Beispiele:
Beispiel 1: Es stehen 10 Onlinekurse zu einem übergeordneten Thema zur Verfügung. Alle sind relevant, bauen aber nicht zwingend aufeinander auf. In einem solchen Fall, können Sie festlegen, dass alle 10 Kurse belegt werden müssen, während die Mitarbeitenden aber die Reihenfolge selbst bestimmen dürfen, in der sie die Kurse belegen.
Beispiel 2: Sie bieten einen Macro-Kurs an, der aus 3 Leveln mit je 6 Mini-Kursen besteht. Weil aber nicht alle Inhalte für den Arbeitsalltag aller Mitarbeitenden gleichermaßen interessant sind, müssen Mitarbeitende nur jeweils 4 der 6 Minikurse belegen (die sie frei auswählen dürfen), um anschließend ins nächste Level aufzusteigen.
Vorteile:
- gesteigerte Motivation durch Selbstbestimmung
- höhere Individualisierung
- Wertschätzung durch Vertrauen
Nachteile:
- eventuelle Überforderung
- eventuelle Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Fristen
Wann sich ein linearer bzw. selbstgesteuerter Lernpfad anbietet, hängt vom individuellen Anwendungsfall ab. Die E‑Learning Expert*innen der chemmedia AG beraten Sie gern!
Pre- und Zwischentests
Ein essentielles Element bei der Gestaltung von Lernpfaden
Sowohl lineare als auch selbstgesteuerte Lernpfade lassen sich durch Pre- und Zwischentests individualisieren. Auf diese Weise lässt sich vor und während des Lernprozesses das (Vor)Wissen der einzelnen Lernenden ermitteln. Dieses Vorgehen dient nicht nur zur individuellen Reflektion, sondern kann so eingesetzt werden, dass der nachfolgende Lernpfad sich automatisch an die Testergebnisse anpasst. Mitarbeitende mit viel (Vor)Wissen, können so redundante Inhalte überspringen, während Mitarbeitende mit weniger (Vor)Wissen, automatisch Inhalte wiederholen müssen, um die Wissenslücken zu schließen.
Auf diese Weise ermöglichen Sie Ihren Mitarbeitenden, in ihrem individuellen Tempo zu lernen und stellen sicher, dass wirklich alle den Kurs erfolgreich und mit selbem Wissensstand abschließen. Gleichzeitig steigert sich die Motivation, weil sich niemand unter- oder überfordert fühlen muss. Unternehmen und Lernende mit mehr (Vor)Wissen sparen zudem viel wertvolle Zeit!
Lernpfade aufbauen: So geht’s
1. Das Lernziel festlegen und die Zielgruppe ermitteln
Wie bei einer Reise, ist es auch bei einer Learners Journey wichtig, das Ziel zu kennen, um die Reise dorthin überhaupt planen zu können. Zunächst sollten Sie deshalb das Lernziel formulieren und dabei auch die Zielgruppe berücksichtigen:
- Was sollen die Mitarbeitenden am Ende des Lernprozesses wissen bzw. können?
- Welches Vorwissen haben sie bereits?
- Welches Wissen muss ich den Mitarbeitenden zur Erreichung des Ziels noch vermitteln?
Um die Entscheidung treffen zu können, ob es einen linearen oder selbstgesteuerten Lernpfad braucht, helfen folgende Fragen:
- Sind es die Lernenden gewohnt, sich selbstständig zu organisieren?
- Haben die Lernenden bei ihrer Arbeit eventuell unterschiedliche Schwerpunkte und Interessen?
- Bauen die Inhalte aufeinander auf oder lassen sie sich auch unabhängig voneinander bearbeiten?
2. Den Lernpfad skizzieren
Anhand der Ergebnisse Ihrer Zieldefinition und Zielgruppenanalyse lässt sich anschließend ein Lernpfad skizzieren. Denken Sie dabei an die drei Phasen der Learners Journey und einen sinnvollen Einsatz von Pre- und Zwischentests.
Vorbereitung
In der Vorbereitungsphase sollen die Lernenden über das Lernziel und den Lernprozess informiert und in das Thema eingeführt werden. Betonen Sie dabei, welchen Nutzen Ihren Mitarbeitenden durch das Lernen entsteht. Auch eventuelle Belohnungen und Zertifikate können hier bereits erwähnt werden. Außerdem ist es hilfreich, vorab den aktuellen Wissensstand durch einen Pretest zu ermitteln. Mit der richtigen Software kann so bereits zu Beginn der kommende Lernpfad automatisch angepasst werden.
Die Lernphase
Nun gilt es zu entscheiden, welche Inhalte vermittelt werden sollen und wie Sie diese clustern. Wählen Sie die Lernmethoden dabei passend zu den Inhalten. Natürlich können Sie auch verschiedene Lernmethoden kombinieren. Entscheiden Sie nun, ob die Teilabschnitte in einer bestimmten Reihenfolge vermittelt werden müssen oder nicht. Eventuell können Sie Ihre Inhalte auch in Pflicht- und optionale Inhalte unterteilen.
Wissenstransfer
Zum Schluss gilt es, Transferaufgaben zu erstellen, mit denen Ihre Mitarbeitenden das neu erlernte Wissen in den Berufsalltag transferieren können. Beim aktiven Anwenden des Wissens wird es zusätzlich gefestigt.
Vergessen Sie auch nicht, eine Abschlussprüfung einzuplanen, mit der Sie und die Lernenden den Lernerfolg überprüfen können. Mit Zertifikaten und Urkunden runden Sie das Lernerlebnis perfekt ab.
3. Die passende Software wählen
Wie Sie sicherlich festgestellt haben, ist die Gestaltung von Lernpfaden maßgeblich abhängig von der Wahl einer passenden Software, die auch all die hier erwähnten technischen Möglichkeiten bietet.
Mit unserem Autorentool Knowledgeworker Create (Pre- und Zwischentests erstellen), der Lernplattform Knowledgeworker Share (Lernpfade erstellen), unseren Gamification Tools Knowledgeworker Cards und Knowledgeworker Quiz und dem Szenariotrainer Knowledgeworker Coach lassen sich sämtliche Optionen umsetzen, die innerhalb dieses Artikels besprochen wurden.
Essentiell für die Umsetzung von Lernpfaden ist dabei das Learning Management System Knowledgeworker Share. Mit Knowledgeworker Share erstellen Sie lineare oder auch selbstgesteuerte Lernpfade mit beliebiger Terminierung und der Möglichkeit, Pflicht- und optionale Inhalte zu kombinieren. Die intuitive Benutzeroberfläche wurde für die Bedürfnisse der Lernenden entwickelt und gibt jederzeit einen Überblick über Lernfortschritte und den Status des aktuellen Lernprozesses.
Fazit.
Lernpfade sind das notwendige strategische und didaktische Gerüst, das es Ihnen ermöglicht, sämtliche Freiheiten des E‑Learnings vollständig auszuschöpfen. Während früher Dozent*innen die Organisation von Weiterbildungen übernommen haben, leiten nun Lernpfade durch den Lernprozess und geben Ihren Mitarbeitenden so den nötigen Halt, den orts- und zeitunabhängiges, individuelles und selbstgesteuertes Lernen fordern. Auf diese Weise ist garantiert, dass Ihre Mitarbeitenden auch in komplexen Lernprozessen nie den Anschluss verlieren und gesetzte Ziele erfolgreich erreichen!
Bildquelle: Photo Volcano/shutterstock.com