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Produktionsmitarbeiter erfolgreich digital weiterbilden

Auch ohne Computerarbeitsplatz effektiv lernen

 
 

Egal ob Mittelstand oder Großkonzern: In der Industrie stehen alle Unternehmen gleichermaßen vor der Frage, wie sie zukünftig auch ihre ProduktionsmitarbeiterInnen ohne Computerarbeitsplatz effektiv digital aus- und weiterbilden können. Allein in Deutschland arbeiten 5,7 Millionen Beschäftigte in der Industrie, die regelmäßig Schulungen für neue Maschinen, Verfahren, und Arbeits- und Sicherheitsstandards brauchen. Wie also lässt sich die digitale Weiterbildung durch E‑Learning auch für ProduktionsmitarbeiterInnen realisieren und fest im Arbeitsalltag verankern? 

 

Herausforderungen bei der (digitalen) Weiterbildung von Blue Collar Workers

Während E‑Learning in (Home) Office inzwischen gang und gäbe ist, zeigt sich, dass Blue Collar Worker, also HandwerkerInnen, AuslieferInnen, Produktionsmitarbeitende & Co., bei der digitalen Weiterbildung nach wie vor vollkommen vernachlässigt werden. Wenn sie Glück haben, dürfen sie einmal jährlich an der digitalen Arbeitssicherheits-Schulung teilnehmen, sind sonst aber ausgeschlossen, da sie nicht an einem Computerarbeitsplatz arbeiten. Ein echtes Defizit, besonders wenn man bedenkt, dass ihr Schulungsbedarf keinesfalls geringer ist als das der Büromitarbeitenden und White Collar Worker! 

Die größte Herausforderung liegt demnach immer noch in der technischen Ausstattung und oft auch in der Unwissenheit über digitale Lösungen. Gleichzeitig aber auch an einer noch nicht-existenten oder unterentwickelten Lernkultur. Und das nur, weil sich digitales Lernen auf den ersten Blick deutlich schwerer in Umgebungen integrieren lässt, in denen Maschinen bedient werden, es vielleicht dreckig ist und in denen es in einem Maß um quantitative Effektivität geht, die in Büros eher nicht üblich ist. 

Die größte Herausforderung bei der digitalen Weiterbildung von Blue Collar Worker liegt vorrangig also darin, dass es zunächst ein Umdenken benötigt, um in Produktionshallen dieselbe positive, digitale Lernkultur zu entwickeln, die es vielleicht schon in den Büroräumen gibt.

Die Herausforderungen im Überblick:

  • kein fester Computerarbeitsplatz
  • keine eigene Firmen-Mail-Adresse für Registrierungen
  • geringe digitale Affinität
  • Fokus auf möglichst hoher quantitativer Effizienz während der Arbeitszeit
  • Sprachbarrieren
 

… und warum es trotzdem unbedingt Lösungen für die Aus- und Weiterbildung von Blue Collar Workers braucht

Die aktuelle Digitalisierungsstudie von DIGITAL X zeigt jedoch auch, dass die Industrie immer digitaler wird. 2021 haben Industrieunternehmen beispielsweise 27 % mehr in mobile Endgeräte für Mitarbeitende investiert als noch im Jahr zuvor. 71 % stimmen außerdem zu, dass sie durch digitale Prozesse und Tools ihre Produktivität deutlich steigern konnten. Wichtig ist nun, den Sprung auf den Zug nicht zu verpassen – nicht nur, weil endlich die Chance besteht, auch Produktionsmitarbeitende in die effektive, digitale Weiterbildung einzubeziehen, sondern auch, da im Angesicht des allgemeinen Fachkräftemangels digitale Weiterbildung eine reelle Chance zur Qualifizierung von Quereinsteigenden bietet. 

Sind Weiterbildungsprozesse also erst einmal digitalisiert und automatisiert, entsteht je nach Anforderungen der jeweiligen Berufsprofile eine ganz neue Art, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Beispielsweise hat der Freistaat Sachsen mit dem textil trainer eine Plattform geschaffen, in der sich Quereinsteigende, aber auch Auszubildende mit textilem Grundlagenwissen versorgen können, das den Einstieg in die produzierenden Unternehmen erleichtert. 

Use Cases wie dieser beweisen, dass das Potenzial von E‑Learning in der Industrie noch sehr weit über die generellen Vorteile der digitalen Weiterbildung hinausgeht!

 

Case Study

Case Study: Fachkräfte selbst qualifizieren
Case Study: Fachkräfte selbst qualifizieren

Fachkräfte selbst qualifizieren

Wie die Textilbranche durch eine digitale Lernplattform Quereinsteiger*Innnen attraktiv, modern und ressourcenschonend zu Fachkräften ausbildet

 

5 Lösungen für digitale Weiterbildung ohne Computerarbeitsplatz

Mobile Learning

Die wohl offenkundigste Lösung, um das Problem des fehlenden Computerarbeitsplatzes zu überwinden, ist Mobile Learning – E‑Learning auf einem mobilen Device, sei es ein Smartphone oder ein Tablet. So ist das Wissen immer in der Hosentasche – egal ob in der Produktionsstätte, im Pausenraum, bei der morgendlichen Bahnfahrt oder auf der heimischen Couch. Kleine Zeitabschnitte des Tages können sinnvoll genutzt werden und die Lernenden müssen sich keinen festgeschriebenen Lernzeiten beugen und sind nicht auf einen Computerarbeitsplatz angewiesen. 

Hinzu kommt gerade in der Industrie der unschlagbare Vorteil, dass immer genau dort gelernt werden kann, wo das Wissen gerade gebraucht wird – zum Beispiel an einer Maschine, die eine Anleitung braucht. Im Optimalfall bieten Sie statt umfangreicher Kurse kleine praxisnahe Lerneinheiten zwischen 1 und 15 Minuten Dauer an (Stichwort: Micro Learning). Der Vorteil: Das Wissen wird sofort angewandt und so nachhaltig “gespeichert”, ohne die Mitarbeitenden dadurch zu lang aus dem laufenden Betrieb zu ziehen. Alles, was es hierfür benötigt, ist ein Mobile Device für die Mitarbeitenden.

 

Lernkarten-Apps

Lernkarten-Apps sind eine Form des Micro Learning, mit denen die Mitarbeitenden keine klassischen E‑Learning-Kurse absolvieren, sondern Wissen effektiv in “Stapeln” lernen, ähnlich wie man früher in der Schule Vokabeln gelernt hat. Damit eignen sich Lernkarten zwar nicht für komplexere Zusammenhänge und Anleitungen, dafür aber umso besser überall dort, wo Faktenwissen gefragt ist. Durch zielgerichtete Wiederholungen und regelmäßige Lernzeiten in kurzen Einheiten werden Lerninhalte verinnerlicht und können leicht auf die Praxis adaptiert werden. Zudem ist bei der Verwendung von Lernkarten-Apps eine deutlich höhere Motivation zu verzeichnen, da Stresslevel und kognitive Last verringert werden. Ganz nebenbei wird das Lernen mit Lernkarten von den meisten Lernenden als spaßig empfunden, fast schon wie Gamification, was die Motivation und damit auch die Aufnahmefähigkeit zusätzlich steigert!

 

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Die Lernkarten-App für Microlearning

Wissen kurz, knackig & besonders einprägsam vermitteln

Mit der Lernkarten-App stellen Sie Ihren Mitarbeitenden Wissen in kleinsten Einheiten über digitale Lernkarten zur Verfügung. Durch die kurzen Lerneinheiten vermitteln Sie Wissen nachhaltig und effizient. 

 

Blended Learning Konzepte

Auch wenn sich fast alle Lerninhalte durch E‑Learning abbilden lassen, gibt es natürlich Wissen, das sich besser in analoger Weiterbildung vermitteln lässt – zum Beispiel die Bedienung einer neuen, hochsensiblen Maschine bei hohem Materialeinsatz. In solchen Fällen eignen sich sogenannte Blended Learning Konzepte, bei denen analoges und digitales Lernen effektiv kombiniert wird. So können sich Mitarbeitende zum Beispiel mit E‑Learning theoretisches Vorwissen aneignen, bevor die Praxismodule anschließend in analoger Weiterbildung stattfinden. Auf diese Weise gleichen sich die Vor- und Nachteile der jeweiligen Lernart auf natürliche Weise aus, sodass eine hocheffektive Weiterbildung entsteht.

 

Apps für Szenariobasiertes Lernen

Sind kommunikative und/oder reaktive Skills gefragt, helfen szenariobasierte Coaches! Anders als bei klassischen, einseitigen Onlinekursen reagieren szenariobasierte Coaches direkt auf das „Verhalten“ der Lernenden. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um einen ausgereiften Chatbot, der in Abhängigkeit der Aktionen der NutzerInnen reagiert – zum Beispiel in einer Gesprächssituation. Auf diese Weise bereiten Sie Ihre Mitarbeitenden spielerisch auf konkrete Situationen im Unternehmensumfeld vor, optimieren ihre kommunikativen Fähigkeiten und verbessern die Wahrnehmung der aktuellen Situation. Gleichzeitig vermitteln Sie Argumente, stärken die Durchsetzungskraft und das situationsgerechte Einfühlungsvermögen. Kurzum, Sie ermöglichen eine ziel- und ergebnisorientierte Kommunikation, wo immer sie in Ihrem Unternehmen besonders nötig ist.

 

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Der digitale Coach für szenariobasiertes Lernen

Die clevere Art zur Kompetenzentwicklung

Trainieren Sie Gesprächs- oder Konfliktsituationen, fördern Sie soziale Kompetenzen und bauen Soft Skills weiter aus. Realitätsnah. Authentisch. Nachhaltig.

 

Ideen zur Umsetzung

Wie genau Sie das digitale Lernen für Ihre Blue Collar Workers umsetzen, ist natürlich stark von den individuellen Gegebenheiten im Unternehmen, dem Wissensbedarf und den Lernzielen abhängig, sodass wir nur Ideen liefern können. Wie wäre es beispielsweise mit „Lerninseln“ in der Produktionshalle, in denen sich die Mitarbeitenden setzen können und über Laptops Zugang zu den digitalen Lernangeboten bekommen, wann immer sie sie brauchen? Oder wie wäre es mit QR-Codes an Maschinen, damit Mitarbeitende mit ihrem Smartphone die jeweiligen Videoanleitungen aufrufen können? Wir unterstützen Sie gern mit der Entwicklung einer effektiven Lernstrategie. 

 

Die Grundlage für digitale Weiterbildung für Blue Collar Workers

So einfach die Lösungen auch sein mögen, braucht es dennoch einige Grundlagen, um die eingangs genannten Herausforderungen wirklich lösen zu können. Mitarbeitenden einfach ein Smartphone in die Hand zu drücken, reicht leider nicht aus. 

 

Die richtige Software

Wichtig ist vor allem die Wahl der richtigen E‑Learning-Software, um von Vornherein vollständige Responsivität zu gewährleisten (andernfalls bräuchte es doch wieder einen Computerarbeitsplatz) und um die Lerninhalte auch in anderen Sprachen ausgeben zu können. Denn selbst wenn sie ausländische Mitarbeitende beschäftigen, deren Sprachlevel hoch genug ist, um sich mit KollegInnen zu verständigen, kann es eine fast unüberwindbare Hürde sein, auf Deutsch zu lernen. Sämtliche kognitive Ressourcen werden bereits für das bloße Verständnis benötigt. Achten Sie bei der Wahl Ihrer E‑Learning-Software deshalb unbedingt auf ein automatisiertes Übersetzungsmanagement. 

 

Die Lernkultur

Die größte Aufgabe dürfte jedoch die Entwicklung einer positiven, digitalen Lernkultur sein, die sowohl von den Führungsebenen als auch von der Belegschaft getragen wird. Hierfür gilt es nicht nur, die Führungsebene zu überzeugen, dass die Mitarbeitenden während ihrer Arbeitszeit Freiräume zum Lernen benötigen, sondern auch die Mitarbeitenden an das selbstständige digitale Lernen zu gewöhnen. Kommunizieren Sie deshalb bei der Einführung von E‑Learning unbedingt immer klar, dass den Mitarbeitenden wirklich Lernzeit zur Verfügung steht, ohne dass sie Konsequenzen wegen vermeintlichem Ausfall während der Arbeitszeit fürchten müssen. Im Optimalfall stehen den Mitarbeitenden sogar Ruheräume zur Verfügung, in denen sie ohne Ablenkung lernen können. All das setzt ein gewisses Vertrauen voraus, das zuerst seitens der Unternehmensführung entgegengebracht werden muss, bevor sich überhaupt Erfolge erzielen lassen. Und auch dann braucht es eine gewisse Zeit, bis das digitale Lernen wirklich zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur wird. Geduld und Vertrauen sind deshalb Grundvoraussetzung für jedes E‑Learning Vorhaben, das nachhaltige und langfristige Erfolge erzielen soll.

 

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Lernen Sie die wichtigsten Schritte kennen, die jedes Unternehmen durchlaufen muss, um eine positive Lernkultur zu erschaffen und zu pflegen. Sie erhalten einen strukturierten und nachvollziehbaren Leitfaden, um Lernen nicht nur in Ihrer Unternehmenskultur, sondern auch fest im Arbeitsalltag zu verankern.

 

Fazit.

E-Learning bietet für Industrie und Produktion riesiges Potenzial! Vermeintlicher “Ausfall” der Mitarbeitenden durch Lernzeiten wird sich schon nach kürzester Zeit durch höhere Produktivität auszahlen. Obendrein lassen sich durch E‑Learning sogar Quereinsteigende intern zu zukünftigen Fachkräften qualifizieren – die derzeit vielleicht vielversprechendste Taktik, um dem zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen. Die meisten Herausforderungen, wie fehlende Technik und Lernzeiten und -räume lassen sich in der Regel schnell und einfach beheben. Wichtig ist jedoch von Anfang an eine clevere Wahl bei der Suche nach der passenden E‑Learning Software zu treffen, um die erläuterten mobilen Lernmethoden auch wirklich umsetzen zu können. 

 
Magda Lehnert | Bloggerin
Magda Lehnert
Texterin
 

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Titelbild: Aleksander Malivuk/shutterstock.com